Pressemitteilung -
Arbeit unter freiem Himmel ermöglicht Abstand
Nach zwei Monaten Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie läuft der Werkstatt-Betrieb in der Hephata Diakonie langsam wieder an. Die Hephata-Landwirtschaften und die Gärtnerei zählen zu den ersten Einrichtungen, die wieder für Klienten geöffnet sind – ein Werkstattbesuch.
Die Werkstatt-Arbeitsgruppen der Hephata-Landwirtschaften und der Gärtnerei sind die ersten, die nach den Lockerungen der so genannten Betretungsverbote wieder für einige Klientinnen und Klienten geöffnet haben. Nach einer Woche ziehen die Verantwortlichen vor Ort eine positive Bilanz – froh, dass wieder ein Stück Normalität eingetreten ist. Und doch ist vieles ganz anders als vorher.
„Wir haben die Abläufe anders strukturiert und mehrere kleinere Arbeitsgruppen gebildet“, so Jessica Walz, seit April Einrichtungsleiterin in Richerode. Für die 29-Jährige begann ihre neue Stelle auf dem Hofgut mit der Corona-Ausnahmesituation. „Es war eine große Herausforderung unter den besonderen Hygieneregeln - vor Beginn haben wir das Konzept dreimal umgestellt“, berichten Walz und Frank Radu, Leiter der Landwirtschaft und Arbeiten auf dem Hofgut.
Um die Öffnung der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) zu ermöglichen, arbeiten interne und externe Klienten der Sozialen Rehabilitation in getrennten Arbeitsgruppen. „So kommen die Beschäftigten, die hier wohnen, erst gar nicht in Kontakt mit denjenigen, die außerhalb wohnen“, so Einrichtungsleiterin Walz. Aus Wohngruppen oder privatem Zuhause in Schwalmstadt, Neukirchen, Oberaula oder Neustadt kommen die Beschäftigten jeden Morgen mit dem Fahrdienst nach Richerode.
Wenn die Klienten an dem historischen „Herrenhaus“ gegenüber vom Hofgut ankommen, heißt es als erstes Hände desinfizieren und Fieber messen – eine Vorsichtsmaßnahme, um das Risiko möglicher Neuinfektionen zu verhindern. „Wir fragen auch jeden Einzelnen nach möglichen Symptomen ab und händigen einen frischen Mundschutz aus – die Einhaltung der Hygieneregeln nehmen alle sehr ernst“, so Walz. Dabei blieben auch Enttäuschungen nicht aus – in Absprache mit der Betriebsärztin konnten vier Klienten wegen Vorerkrankungen doch nicht wie geplant ihre Arbeit wieder aufnehmen – „die fühlten sich eigentlich fit und waren sehr traurig“, so die Einrichtungsleiterin. Auch alle über 60-Jährigen zählen zur Risikogruppe und dürfen deshalb vorerst noch nicht wieder auf das Gelände.
„Für die Klienten ist es hart, so lange zu Hause sein zu müssen“, sagt Thilo Quandel, der eigentlich in der Für Uns-Manufaktur der Hephata Diakonie in Treysa arbeitet, jedoch seit der Corona-Krise auf dem Hofgut aushilft. Fast täglich erreichten ihn Anrufe von Klienten aus der Manufaktur, wann denn auch sie wieder arbeiten dürften.
Einer der ersten, die nach zwei Monaten Zwangspause wieder in der Werkstatt arbeiten dürfen, ist Oliver Bischoff. „Das war irgendwann sehr langweilig und hat genervt“, sagt der 23-Jährige aus Treysa, der normalerweise auf dem Hofgut für die Versorgung der Rinder und Schweine zuständig ist. Als einer von 20 externen Beschäftigten ist er nun wie auch Andreas Gießler (34) für die Feldarbeit eingeteilt.
„Auf dem Hof leben viele Menschen, die schon etwas älter sind. Sie stemmen jetzt die Tierversorgung alleine“, so Radu. All dies dient der Kontaktminimierung. Zwischenzeitlich mussten die Arbeitsgruppenleiter ganz ohne Mitarbeit der Klienten die 460 Hühner, 180 Schweine und 100 Rinder versorgen und parallel den Schälbetrieb aufrechterhalten, wobei dieser Arbeitsbereich zunächst auch weiterhin ohne Klientinnen und Klienten läuft, die dort normalerweis Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln für die Kunden aus Gastronomie und Kantinen schälen. „Da sieht man, was plötzlich an Arbeitskraft wegbricht, wie viel die Beschäftigten hier normalerweise jeden Tag leisten“, so Radu. Dies sei eine positive Erkenntnis aus dem Corona-Ausnahmezustand: Mitarbeitende und Beschäftigte lernten die Arbeit gegenseitig noch mehr zu schätzen.
Um die Mehrarbeit auf dem Hof leisten zu können, helfen einige Hephata-Mitarbeiter wie Thilo Quandel auf dem Hofgut aus. Während die Werkstatt noch geschlossen hatte, gab er den Bewohnern Tagesstruktur, nun ist er als Betreuer in der Außenwirtschaft eingesetzt.
Auf dem Kartoffelacker Steine lesen, die Wiesen vor der Mahd nach Rehkitzen absuchen, Bäume bewässern und auf der Weide ungeliebte Pflanzen entfernen – an Arbeit mangelt es in der Landwirtschaft nicht. Was wunderschön gelb leuchtet und von weitem aussieht wie blühender Raps, ist ein Eindringling in die heimische Flora und Fauna: Die Orientalische Zackenschote. „Die Pflanze ist ein Einwanderer und lässt sich nur durch Ausgraben per Hand reduzieren“, so Frank Radu, Leiter Landwirtschaft auf dem Hofgut. „Wir sind froh, dass die Beschäftigten jetzt wieder arbeiten dürfen.“
Auch in der Hephata-Gärtnerei ist Abteilungsleiter Klaus Lewinsohn froh darüber, dass die ersten Klientinnen und Klienten seit einer Woche wieder zur Arbeit kommen dürfen. Zu ihnen gehört Klaus Göttig. „Ich bin so froh, endlich wieder arbeiten zu können und habe mich richtig darauf gefreut“, erklärt er, während er am Arbeitstisch im Gewächshaus steht und einen Blumenkasten bepflanzt. Langweilig sei es in den vergangenen Wochen zu Hause gewesen, denn „mit einem Urlaub war diese Zeit überhaupt nicht vergleichbar. Die Lebensqualität war schon sehr eingeschränkt, weil man keine Freunde treffen oder ausgehen konnte“, so Göttig. Jetzt ist er erleichtert, dass sein Tag wieder strukturiert ist und er eine Aufgabe hat: Gießen, Pflanzen ausputzen und das Sortiment auf den Tischen wieder auffüllen - Klaus Göttig mag seine Arbeit in der Hephata-Gärtnerei. Noch besser allerdings findet er es, „endlich wieder unter Menschen zu sein, das hat mir am meisten gefehlt.“
„Die Beschäftigten waren froh, dass sie wieder herkommen konnten“, sagt Gärtnerei-Leiter Klaus Lewinsohn. Auch wenn es in den ersten Tagen für einige ungewohnt war, wieder im Arbeitsalltag mit seinen geregelten Abläufen anzukommen. Hygiene ist das vorherrschende Thema in diesen Tagen. „Wir achten sehr darauf, dass alle Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden und erklären diese an jedem Morgen, bevor der Arbeitstag beginnt“, so Lewinsohn. Außerdem werde regelmäßig abgefragt, ob Symptome wie Husten oder Fieber vorliegen. Unterstützung kommt dabei auch von den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen der Hephata Diakonie, die pandemiebedingt in der Gärtnerei aushelfen und für die der Gärtnerei-Leiter viel Lob übrig hat: „Sie haben den Laden hier in den vergangenen Wochen mit am Laufen gehalten, dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.“
Übrigens: Die Gärtnerei ist auch am „Brückentag“ zwischen Himmelfahrt und dem bevorstehenden Wochenende geöffnet – in der Zeit von 8 bis 16 Uhr.
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Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)
In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in der Pflege und Betreuung von Senioren, in Förderschulen und der beruflichen Bildung.
Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.
Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.