Pressemitteilung -
Freiwilligendienst bei Hephata: Lehrerhelfer und „best friends“
„Ein Schüler nennt mich Lehrerhelfer. Ich finde, das trifft es ganz gut“, sagt Karla Kristin Becker. Die 19-Jährige aus Kassel macht an der Hephata-Förderschule ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Trotz oder auch gerade wegen der Corona-Pandemie werden hessenweit noch Freiwilligendienstleistende gesucht, Bewerbungen sind jederzeit möglich.
Schule fertig, und was dann? Direkt weiter an die Uni? Oder erstmal was von der Welt sehen? Oder ein FSJ. „Ich wollte gerne zu Hause ausziehen, ein Jahr für mich haben, ohne Lernen, um zu überlegen, was ich werden will“, erklärt Karla Kristin Becker ihre Entscheidung. Gemeinsam mit der ebenfalls Freiwilligendienstleistenden Cécile Keller (18) aus Neustadt unterstützt sie die Lehrkräfte der Hermann-Schuchard-Schule, eine staatlich anerkannte Privatschule mit den Förderschwerpunkten geistige sowie körperliche und motorische Entwicklung. „Mir war klar, dass ich in den sozialen Bereich will. Ich wollte mich ein Jahr lang umgucken und dabei nicht zu weit von zu Hause weg“, sagt Cécile Keller.
Karla Kristin Becker ist in zwei Klassen in der Grundstufe eingesetzt. „Ich sitze im Hintergrund und beobachte die Kinder. Wenn einzelne unruhig oder laut werden, helfe ich ihnen bei den Aufgaben oder gehe mit ihnen raus. Ein Kind wickele ich auch.“ Montags hilft sie in der Tanz-AG, mittwochs geht sie mit Schülern in den SB-Laden auf dem Hephata-Stammgelände und kauft fürs Mittagessen ein, das sie dann gemeinsam kochen. Freitags hat sie in der Pause Bücherei-Dienst.
Cécile Keller arbeitet in verschiedenen Klassen der Mittelstufe. Sie ist im Unterricht speziell für ein bis zwei Schüler zuständig. Dienstags kocht sie mit einer Schülerin das Mittagessen, und hat während des Unterrichts Bibliothekdienst. Gemeinsam mit einem Schüler liest sie dann anderen vor. „Der Schüler macht vorher eine Ansage über den Lautsprecher: Frau Keller und ich lesen gleich. Die Bibliothek ist jetzt offen!“
Aufgrund der Corona-Pandemie hatte auch die Förderschule in den vergangenen Wochen geschlossen. In dieser Zeit haben die FSJ-lerinnen unter anderem Essen für fünf Schülerinnen und Schüler ausgefahren, die sonst an drei Tagen in der Woche in der HSS Mittag essen.
Becker und Keller hatten vor dem FSJ bereits Erfahrungen im sozialen Bereich. Becker machte ein zweiwöchiges Schulpraktikum in einer Förderschule in Kassel. Zudem engagiert sie sich seit Jahren in der evangelischen Jugendarbeit: Sie hilft bei Kindergottesdiensten, Freizeiten und Ferienspielen oder auch Konfirmandengruppen. „Ich kann gut mit Menschen umgehen, vor allem mit Kindern. Meine Eltern arbeiten als Berufsbetreuer, wir haben Menschen mit Behinderungen im Freundeskreis, Berührungsängste hatte ich nicht.“ Die 19-Jährige beschreibt sich als offener und kommunikativer Mensch: „Man muss keine Rampensau sein, aber selbstbewusst und auch mal eine Ansage machen können.“
Cécile Keller stimmt ihr zu: „Es gibt Momente, da weint ein Kind und man muss trösten. Und dann gibt es Momente, da muss man auch mal auf 180 sein. Teamfähigkeit ist auch wichtig und auf Leute zugehen.“ Kellers Eltern arbeiten in der Hephata-Behindertenhilfe, ihr Bruder studiert Soziale Arbeit, die Schwester Theologie. „Wir hätten alle drei auch was ganz anderes machen können, aber irgendwie war klar, dass wir auch in dem Bereich landen. Ich habe schon mein Jahrespraktikum zur Sozialassistentin in der HSS gemacht. Es hat mir super gefallen. Die Einsatzstelle ist genau richtig für mich.“
Was hat ihnen das FSJ gebracht? „Ich unterstütze eine Schülerin, die nicht regelmäßig in die Schule kommt. Ich musste oft schimpfen, sie hat mich an meine Grenzen gebracht. Am Ende des Tages fragt sie mich trotzdem, ob ich ihr etwas vorlese. Das hat mich schon berührt“, sagt Karla Kristin Becker. „Ich habe einen Schüler, der nur mithilfe eines Computers sprechen kann. Ich musste immer Montagmorgen mit ihm zusammen Mathe machen. Es war furchtbar, er hatte keine Lust drauf. Nach dem dritten Mal hat er mich an der Hand genommen und ein Mathe-Spiel auf dem Spieleregal gezogen. Wir haben zusammen gespielt, danach waren wir best friends und Mathe ist gut gelaufen“, erzählt Cécile Keller.
Die Zeit in der HSS möchten beide nicht missen. Langsam geht sie zu Ende, was kommt dann? „Ich werde ab dem kommenden Semester Grundschullehramt studieren. Für mich war vorher auch Sonderpädagogik denkbar. Ich habe im FSJ gemerkt, dass ich lieber Wissen vermitteln will. An der HSS lernen die Schülerinnen und Schüler fürs Leben, ich will lieber wissenschaftliches Lernen vermitteln“, sagt Karla Kristin Becker. Für Cécile Keller ist es genau andersherum: „Ich möchte nachher auf jeden Fall an einer Förderschule arbeiten und Kinder mit Behinderungen im Alltag begleiten. Ich habe mich am Studienstandort Treysa der Evangelischen Hochschule Darmstadt (EHD) um einen Studienplatz für Soziale Arbeit mit diakonisch/gemeindepädagogischer Zusatzausbildung beworben.“
Hintergrund: Die „Evangelischen Freiwilligendienste der Diakonie Hessen“ organisieren das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), den Bundesfreiwilligendienst sowie die ökologischen und internationalen Freiwilligendienste für die Diakonie Hessen. Dazu gehören die Vermittlung, Beratung, Begleitung und Unterstützung von Freiwilligen und Einsatzstellen. Die zwei Hauptbüros sind in Frankfurt am Main und Kassel zu finden, Regionalstellen gibt es zudem in Darmstadt, Eschwege, Hanau, Korbach, Mainz und Marburg. Innerhalb Hephatas gibt es Einsatzstellen für Freiwilligendienstleistende unter anderem in Pflegeheimen, in der Integrativen Kindertagesstätte, in Wohnangeboten und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, in den Förderschulen sowie in den Hilfen für Menschen mit psychischen Erkrankungen und/oder Abhängigkeitserkrankungen. Ein FSJ dauert ein Kalenderjahr. Cécile Keller fing im Oktober an, Karla Kristin Becker im August 2019. Sie bekommen jeweils 390 Euro im Monat plus das Schüler-Hessenticket. Karla Kristin Becker kann zusätzlich kostenlos im Elisabeth-Haus der Hephata Diakonie wohnen. |
Nähere Informationen und Bewerbungen:
Evangelische Freiwilligendienste Diakonie Hessen, Lessingstraße 13, 34119 Kassel, Tel.: 0561/1095-3500, E-Mail: fwd@diakonie-hessen.deRegionalbüro Marburg, Biegenstr. 30, 35037 Marburg,
Tel.: 06421/6200525, E-Mail: fwd@diakonie-hessen.de
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Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)
In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in der Pflege und Betreuung von Senioren, in Förderschulen und der beruflichen Bildung.
Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.
Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.