Pressemitteilung -
Lockdown-Regeln führen zu einem Dilemma in den Kindertagesstätten
Die benötigte Kinder-Betreuung auf der einen, die notwendige Reduzierung von Kontakten auf der anderen Seite: Im Alltag sollen die Kitas beide Ansprüche unter einen Hut bringen. „Wir stehen seit fast einem Jahr in der ersten Reihe. Das ist ein Kraftakt und oft auch ein Dilemma“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Anne Bertelt, Leiterin der Hephata-Kita in Schwalmstadt-Treysa.
Das Dilemma hat mehrere Facetten. „Auf der einen Seite sieht die Politik den dringenden Betreuungsbedarf der erwerbstätigen Eltern, will das Kindswohl schützen und vor allem Kinder mit besonderem Bedarf fördern. Das alles spricht für eine Öffnung der Kitas.“ Gleichzeitig sollen auch Infektionszahlen gesenkt und konsequent auf Kontakte verzichtet werden. „Also appelliert die Politik an die Eltern, freiwillig auf die Betreuung in der Kita zu verzichten. Eine bindende Verordnung gibt es nicht. Die Umsetzung des Appells liegt somit bei den Kita-Trägern und -Leitungen. Doch nach welchen Kriterien?“, fragt Bertelt.
Was ist mit Erwerbstätigen, die private Betreuungsmöglichkeiten hätten, ihre Kinder aber trotzdem in die Kita schicken wollen? Was ist mit Kindern mit Migrationshintergrund, deren Eltern vielleicht nicht erwerbstätig sein können, deren Kinder aber einer intensiven Förderung bedürfen? Aktuell kommen 33 von 58 Kindern in die Hephata-Kita. Acht davon sind Integrationskinder mit erhöhtem Förderbedarf. „Leider konnten wir nicht alle Betreuungswünsche erfüllen“, so Bertelt. Auch, weil eine Betreuung mit offenen Türen oder einer kompletten Gartengruppe vor allem bei den kleinen Kindern im Winter nicht mehr möglich ist.
Der Infektionsschutz sei generell nicht so leicht umsetzbar wie in anderen Bereichen: „Die Arbeit mit Kindern ist Erziehungsarbeit. Das Abstandhalten ist nicht möglich. Ich kann ein Kind, das weint, doch nicht aus zwei Metern Abstand trösten“, so Bertelt. Auch hat sich ihr Team gegen das Tragen von Mund-Nase-Schutz-Masken entschieden. „In den Kindertagesstätten spielt der Spracherwerb eine große Rolle, gerade auch für Kinder mit Migrationshintergrund oder Behinderungen. Dafür brauchen die Kinder Mimik und das Lippenlesen bei Bezugspersonen.“ Bislang hatten die 27 Mitarbeitenden und 58 Kita-Kinder im Alter zwischen einem und sieben Jahren auch eine Portion Glück: „Es gab bei keinem der Kinder und nur bei einer Erzieherin in den Ferien eine nachgewiesene Corona-Infektion“, sagt Bertelt. Sie weiß aber auch: „Das kann morgen anders sein.“
Für ihr Telefon gilt das vermutlich erstmal nicht – das steht seit Montag nicht mehr still. „Wessen Kind darf kommen und wessen nicht? Bislang hatten die Eltern, die nicht auf eine Betreuung angewiesen sind, Verständnis und haben die Kinder zu Hause behalten“, so Bertelt. „Es ist aber manchmal schwer zu vermitteln, warum das eine Kind vielleicht den Kontakt zu Gleichaltrigen nötiger hat als ein anderes.“
Sie und ihr Team versuchen, eine gute Balance zwischen Schutz und Zuwendung zu finden und hoffen darauf, das Bildungs- und Betreuungskonzept der Kita bald wieder in vollem Umfang anwenden zu können. Und noch einen weiteren Wunsch äußert Anne Bertelt: „Ich wünschte, es gebe eine größere gesellschaftliche Wertschätzung für unsere Arbeit – von einem bundesweiten Corona-Bonus ganz zu schweigen.“
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Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.