Pressemitteilung -
Klienten der Hephata-Werkstätten arbeiten von zu Hause aus
Wenn Bernhard Schmid nicht zu den Schrauben kommen kann, dann kommen die Schrauben eben zu ihm. Der Klient der Hephata-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM) arbeitet seit Anfang des Jahres im Mobilen Arbeiten von zu Hause aus. Sein Zuhause ist der Sonnenhof, ein Wohnhaus der Hephata-Behindertenhilfe in Neukirchen. „Das geht hier gut. Ich mache meine Arbeit sehr gerne“, sagt der 57-Jährige.
Bernhard Schmid arbeitet seit 15 Jahren in der WfbM, seit sieben Jahren in der ersten Stufe der Qualitätskontrolle der Industriemontage-Gruppe in Ziegenhain. Dort gehen pro Jahr mehr als 500.000 Schrauben durch seine Hände. „Ich bin Kontrolleur“, sagt er selbst. Schon sein Vater war in der Qualitätskontrolle eines großen Autoreifenherstellers in Korbach tätig. Bernhard Schmid hat in der WfbM verschiedene Arbeitsbereiche ausprobiert, bevor er den für ihn passenden Platz gefunden hat. „Ich kann das so toll, dass es weniger Fehler geworden sind, als es früher waren“, sagt er stolz.
„Wir haben in den vergangenen Monaten alle gelernt, wie kostbar der Alltag sein kann“, sagt Hans-Günter Kripko, WfbM-Bereichsleiter der Hephata-Behindertenhilfe. „Das gilt natürlich auch für unsere Beschäftigten in der WfbM. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass der Stellenwert von Arbeit oft für die Beschäftigten umso höher ist, je stärkere Beeinträchtigungen sie haben.“
Aktuell gibt es kein generelles WfbM-Betretungsverbot des Landes Hessen - wie noch im Frühjahr 2020 in der ersten Corona-Welle. „Im Sommer und Herbst sind wir gut klar gekommen, ab November mussten dann mehrere Beschäftigte und Mitarbeitende der WfbM in Quarantäne. Zwar mussten wir nicht wie andere WfbMs ganze Betriebsteile schließen, aber es befanden sich seitdem zeitgleich immer wieder Gruppen in Quarantäne“, so Kripko. „Uns war dann schnell klar, dass wir was ändern müssen.“
Zumal die Hälfte der WfbM-Klienten in besonderen Wohnformen der Behindertenhilfe, also Wohngruppen und Wohnhäusern, lebt. „Wir wollten verhindern, dass die Pandemie von der Werkstatt in die Wohn-Einrichtungen gelangt und helfen, Kontakte zu reduzieren.“ So nahmen nach den Weihnachtsferien sehr viele der rund 500 WfbM-Klienten zunächst Resturlaub. „Dann haben wir mit dem Landeswohlfahrtsverband gesprochen und eine gute Lösung gefunden. Diejenigen, die in eigenen Wohnungen oder zu Hause leben, konnten ab Januar wieder in die WfbM kommen. Das haben zirka 90 Prozent auch gemacht. Die Klienten, die in besonderen Wohnformen leben, arbeiten zu Hause und werden von Mitarbeitenden der WfbM betreut – genauso, wie es ja auch allgemein immer wieder gefordert wird: Homeoffice statt zu viele berufliche Kontakte“, so Kripko.
WfbM-Arbeitsgruppenleiter Daniel Raßner ist für das Mobile Arbeiten im Sonnenhof in Neukirchen zuständig. Er bringt morgens Industriemontage-Aufträge in großen Schütten mit und arbeitet diese mit fünf bis sieben Beschäftigten ab. Die Gruppe sitzt gut verteilt in einem großen Besprechungsraum und verpackt aktuell Schrauben in Tüten. Bernhard Schmid kontrolliert, ob auch wirklich acht Schrauben in jeder Tüte drin sind. Oder er kontrolliert den richtigen Sitz von Gummiringen auf Autoschrauben. Davor galt es im Sonnenhof auch schon, Türbeschläge zu verpacken oder Pflanzen für die Gärtnerei der WfbM zu pikieren.
Für seine Arbeit braucht Bernhard Schmid Ruhe und gute Augen. „In der Werkstatt trage ich Schallschutzkopfhörer, weil es so laut ist. Das brauche ich hier nicht. Es hat alles seine Vor- und Nachteile“, findet er. Schwierigkeiten hat er immer noch mit seinem eingebauten Wecker: „Ich werde 20 vor sechs wach, weil sonst mein Bus um 7:10 Uhr zur Werkstatt losgefahren ist.“ Jetzt ist sein Arbeitsbeginn erst um 9 Uhr und er könnte eigentlich länger schlafen. „Na ja, jetzt mache ich mich fertig und gucke einfach Fernsehen. Das macht mir nichts aus. Besser so, als nicht zu arbeiten.“
Hans-Günter Kripko sagt: „Wir können jedem Klienten Arbeit anbieten. Natürlich ginge es schneller und einfacher, wenn die sie in der WfbM wären. Aber trotzdem brauchen wir jede Hand. Auch das ist eine wichtige Botschaft für alle unsere Klienten.“
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In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in Förderschulen und der beruflichen Bildung. In unserer Tochtergesellschaft Hephata soziale Dienste und Einrichtungen gGmbH (hsde) bieten wir zudem an mehreren Standorten ambulante und stationäre Hilfen für Seniorinnen und Senioren an.
Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.
Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.