Pressemitteilung -
Hephata-Jugendhilfe: In der Pandemie können Betreuer zur Not auch Astronauten sein
„Soziale Arbeit ist nicht im Homeoffice möglich. Es geht um Beziehungen, persönliche Themen und Kinderschutz. Dafür brauchen wir den direkten Kontakt“, sagt Bettina Götz, Regionalleiterin der Hephata-Jugendhilfe. Sie und ihre Kolleg*innen arbeiten seit Beginn der Corona-Pandemie in der ersten Reihe – bislang ungeimpft.
„Wir kümmern uns um Kinder und Jugendliche, die sowieso schon benachteiligt sind. Zum Beispiel, weil sie Probleme in der Schule oder die Eltern Probleme in der Erziehung haben. Strukturen, die wegbrechen, würden sie noch mehr treffen als andere Kinder und Jugendliche“, so Götz.
Aus diesem Grund sind auch die fünf Tagesgruppen der Jugendhilfe weiter offen. Die Tagesgruppen sind teilstationäre Angebote. Die Kinder und Jugendlichen wohnen bei ihren Eltern, verbringen den Tag nach der Schule aber in den Gruppen. „Auch als Schulen und Kindertagesstätten die Präsenzpflicht ausgesetzt haben, haben wir weitergemacht“ – in den Tagesgruppen und natürlich auch in den Wohngruppen.
„Hoffentlich können wir uns bald endlich impfen lassen. In der Impfpriorisierung sind wir nach vorne gerutscht und aktuell in der dritten Gruppe“, sagt Götz. Das ist wichtig, denn die Mitarbeitenden und Kinder in den Wohngruppen tragen keine Masken und können sich auch nicht strikt an die Abstandsregeln halten. „Neue Mitarbeitende und Praktikanten müssen in der ersten Woche eine Maske tragen. Kolleg*innen, die es wollen, können eine tragen. Die weitaus meisten machen das aber nicht.“
Die Gruppen gelten als häusliche Gemeinschaften. „Wir wollen die Kinder nicht traumatisieren. Stellen Sie sich nur mal vor: Ein Kind kommt neu in die Gruppe. Es muss aus seiner Familie raus, befindet sich in einer Krise, soll dann noch in der Gruppe auf Abstand bleiben und vielleicht Schutzkleidung tragen. Und auch die Betreuer begegnen ihm so. Das geht nicht.“
Wichtig und dringend sind die Impfungen für Mitarbeitende zudem aus einem weiteren Grund, der mit einem neuen Angebot zum Thema Corona zusammenhängt: Eine Betreuung für Kinder unter sechs Jahren, deren Eltern sie aufgrund einer Corona-Infektion nicht mehr versorgen können und die selbst potentiell ansteckend sind. „Hierbei handelt sich um Notlagen, in denen die Familien oder auch Freunde der Familien die Betreuung der Kinder nicht übernehmen können“, sagt Bettina Götz. Auf Nachfrage von Jugendämtern bietet die Jugendhilfe diese Betreuung in den Regionen Mitte und Nord seit dem 28. Dezember für den Schwalm-Eder-Kreis und seit dem 24. Februar für die Landkreise Kassel, Waldeck-Frankenberg und Hersfeld-Rotenburg an. Bislang musste hier aber noch kein Kind betreut werden.
„Wir hoffen, dass das so bleibt. So junge Kinder unter sechs Jahren würden aus ihrem Umfeld gerissen, Kolleginnen und Kollegen müssten aufgrund des Infektionsrisikos Schutzkleidung tragen. Das Kind träfe quasi einen Astronauten. Das ist bindungstechnisch schwierig. Aber wenn es sein muss, ist es das, was geht.“ Dafür hält die Jugendhilfe an mehreren Orten kleine Wohnungen frei, in denen jeweils drei Kolleg *innen ein Team bilden und maximal zwei Kinder betreuen können.
„Da hängt auch eine Menge Organisation dran. Zum Beispiel brauchten wir ein extra Hygienekonzept und eine Risikobewertung. Auch habe ich für die beiden Teams im Schwalm-Eder-Kreis Räume reserviert, in denen die Kolleginnen und Kollegen in Pendelquarantäne leben würden, da sie ein gewisses Infektionsrisiko haben.“ Zu den Betreuungsteams kommen weitere Kolleg*innen, die im Hintergrund eine Rufbereitschaft für Notfälle abdecken oder auch Einkaufen fahren. Für den Schwalm-Eder-Kreis sind das insgesamt elf Mitarbeitende. „Wir haben eine Notlage und eine Versorgungsanfrage. Im Team war klar, dass wir das machen.“
Dabei helfen die Erfahrungen der Fachkräfte, Krisen zu managen. „Das ist in der Jugendhilfe unser Kerngeschäft“, sagt Bettina Götz. „Wir haben eine angemessene Gelassenheit entwickelt, einen Pandemiebeauftragten ernannt, neue Konzepte entwickelt und unseren Job gemacht. Wir haben bislang sogar einen super Job gemacht.“ Damit das auch weiterhin gelingen kann, sind schnellstmögliche Impfungen für die Mitarbeitenden so wichtig.
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Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.