Pressemitteilung -
Die Hephata-Werkstatt kommt nach Hause
Johanna Dombrowski liebt ihren Arbeitsplatz in den Hephata-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM). Doch seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 konnte sie nur sehr selten dort sein. Sie gehört aufgrund ihrer Behinderung zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf von Covid-19. Nun kommt die WfbM einfach zu ihr nach Hause.
Johanna Dombrowski ist 26 Jahre alt und lebt bei ihren Eltern in Treysa. Sie arbeitet in den Förderstätten der WfbM. Die 26-Jährige hat Trisomie 21. „Johanna ist ein Herzensmensch und jetzt oft einsam. Ihr fehlen die Strukturen, Kontakte und Beziehungen“, sagt ihre Mutter Heike Dombrowski (64). Vater Reinhard Krech-Dombrowski (67) ergänzt: „Johanna hat ein schwaches Immunsystem, sie kann keinen Mundschutz tragen und nur sehr eingeschränkt der AHA-Formel folgen. Unser Leben hat sich sehr verändert, wir leben in Isolation. Von diesen Problemen von Menschen mit Behinderungen und deren Angehörigen wissen leider nur wenige.“
Heike Dombrowski und ihr Mann sind Pädagogen, sie hat in der Frühförderstelle Homberg, er in der Hephata-Förderschule gearbeitet. Jetzt sind sie in Rente und widmen sich rund um die Uhr der Betreuung ihrer Tochter. „Wir kommen vom Fach und trotzdem geht einem irgendwann die Puste aus. Es ist schwer, jeden Tag aufs Neue Ideen für eine Tagesstruktur mit Bewegung, Beschäftigung und Förderung zu haben“, so Heike Dombrowski. „Deswegen sind wir auch so dankbar für die Unterstützung der WfbM.“
Jede Woche ruft Arbeitsgruppenleiterin Jördis Grunwald die Familie an und fragt, ob und welche Unterstützung oder Hilfe sie braucht. Und jede Woche findet ein Materialpaket den Weg in den Briefkasten der Dombrowskis. „Das ist eine liebevoll und aufwendig gestaltete Mappe mit Sortier- und Zuordnungsspielen, Liedern, und Texten in Leichter Sprache sowie vielen Bildern, die neue Impulse bringen und eine große Erleichterung für uns sind“, sagt Heike Dombrowski. „Vor allen Dingen kann Johanna so den Kontakt zur WfbM halten. Sie merkt, sie wird nicht vergessen und auch sie selbst vergisst nicht, dass es ihre Arbeit und Kolleg*innen gibt, die sie irgendwann auch wiedersehen wird“, so Reinhard Krech-Dombrowski.
An dem Konzept der Materialpakete zur ambulanten Förderung der WfbM-Klient*innen haben insgesamt 25 Mitarbeiter*innen der WfbM rund um Sozialpädagogin Claudia Weißing, Abteilungsleiterin des WfbM-Berufsbildungsbereichs und der WfbM-Förderdienste, mitgearbeitet. „Durch die Corona-Pandemie mussten wir im März 2020 die Förderung und Bildung unserer Klient*innen neu organisieren. Wir haben den Kontakt zu den Angehörigen oder gesetzlichen Vertreter*innen aufgenommen und für jeden Mensch und dessen Lebenssituation individuelle Lernpakete geschnürrt. Aus dem Nichts heraus“, sagt Claudia Weißing.
Für die Klient*innen im Berufsbildungsbereich der WfbM gab es seitdem jeden Tag Materialpakete, die vor allem fachbezogene Aufgaben enthielten, beispielsweise zu den Themen Brandschutz, Erste Hilfe, Arbeitsfelder oder auch Bewerbungen schreiben. Mittlerweile sind diese Klient*innen in die WfbM zurückgekehrt. Gleiches gilt für die meisten Klient*innen, die in Einrichtungen Hephatas leben. Anders sieht es jedoch bei vielen Klient*innen aus, die zur Risikogruppe zählen und aufgrund eines ärztlichen Attestes die WfbM auch weiterhin nicht besuchen können. Hier müssen noch individuellere Materialien erstellt werden, die auf den aktuellen Alltag abgestimmt sind. Das betrifft 40 Frauen und Männer, darunter auch Johanna Dombrowski.
Für ihre Materialpakete war Ergotherapeutin Jördis Grunwald zuständig. „Johanna hat sehr viel Spaß an der Arbeit, den wollte ich weiter festigen und zugleich die Familie unterstützen.“ In der WfbM sortiert Johanna Dombrowski Montageteile. Daran angelehnt, musste sie in ihren Materialpaketen unter anderem Papiersocken ausschneiden und paarweise sortieren. Jördis Grunwald hat aber auch herausgefunden, dass die 26-Jährige gerne Zuordnungsaufgaben löst: „Wenn sie wieder in die WfbM kommt, werde ich das im Arbeitsalltag aufgreifen.“
Bis dahin fiebert Johanna Dombrowski jedem neuen Materialpaket entgegen. Darin geht es jede Woche um ein anderes Thema, unter anderem um Tierwelten, den Wald, das Wetter, Farben und Formen, Ernährung, Körper, Kleidung, Impfen und Arbeitsschutz. Ergänzt werden die Mappen durch handwerkliche Aufgaben wie das Zusammensetzen von Schraubendrehern, was sonst auch zu den Aufgaben der 26-Jährigen in der WfbM gehört.
„Natürlich können wir so die soziale Teilhabe nicht voll ersetzen. Aber unser Blick hat sich geweitet, vieles werden wir auch nach Corona umsetzen können“, sagt Hans-Günter Kripko, Bereichsleiter der WfbM. „Wenn sich künftig jemand das Bein bricht und sechs Wochen zu Hause bleiben muss, haben wir jetzt sehr gute Erfahrungen in der systematischen mobilen Begleitung.“
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Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)
In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in Förderschulen und der beruflichen Bildung. In unserer Tochtergesellschaft Hephata soziale Dienste und Einrichtungen gGmbH (hsde) bieten wir zudem an mehreren Standorten ambulante und stationäre Hilfen für Seniorinnen und Senioren an.
Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.
Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.