Pressemitteilung -
Fachtag nimmt Zukunft der Pflege ins Visier
Um Herausforderungen und Chancen der neuen Pflegeausbildung, die aus bislang drei Berufen einen macht, ging es bei einer kreisweiten Tagung in der Hephata-Akademie für soziale Berufe in Treysa. Fazit der Veranstaltung, die unter den 80 Teilnehmern auf reges Interesse stieß: Die Zukunft der Pflege im Schwalm-Eder-Kreis liegt in der Zusammenarbeit.
„Es muss zusammenwachsen, was zusammengehört“, sagte Nicole Benthin vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Hierfür sei künftig eine stärkere Kooperation in der praktischen und schulischen Ausbildung notwendig. Konkurrenzen in der Pflegeausbildung, unterschiedliche Vergütung und Wertschätzung von Kinder-, Alten- und Krankenpflege sollen mit dem ab 2020 greifenden bundesweiten Pflegeberufegesetz (PflBG) der Vergangenheit angehören. Fachkräften in der Pflege soll damit ein umfassenderes Wissen vermittelt, jedoch auch mehr Verantwortung übertragen werden.
„Lassen Sie uns alles ermöglichen, damit der Beruf die Attraktivität und Würde erhält, die er verdient“, warb Dr. Martin Sander-Gaiser, Leiter der Hephata-Akademie für soziale Berufe in Treysa, die die Informationsveranstaltung mit dem Pflegestützpunkt und dem Landkreis Schwalm-Eder ausrichtete. Die Praxis müsse so gestaltet werden, dass Schüler Freude an der Ausbildung haben.
Der Bedarf an Pflegekräften werde weiter steigen, sagte Kreisbeigordnete Adele Hafermas-Fey – allein im Schwalm-Eder-Kreis sind zurzeit rund 15 000 Einwohner älter als 80 Jahre, knapp zwei Drittel davon pflegebedürftig. Um den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden, sei die neue Ausbildung, die die bisher voneinander getrennten drei Ausbildungen der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zu einer zusammenfasst, zukunftsweisend.
Die neue Pflegeausbildung ermögliche den Fachkräften ein weites, europaweit anerkanntes Berufsfeld, erklärte Ina Peter vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Auszubildende in der Pflege würden künftig besser betreut und angeleitet, es gebe mehr Geld für alle Beteiligten – Lernende, Ausbildungsbetriebe und Pflegeschulen. Notwendig seien mehr Ausbildungsbetriebe - „wir brauchen mehr Pflegedienste, dies ich trauen, auszubilden“, sagte Peter. Durch eine bessere Vernetzung der Ausbildung sollen nicht zuletzt mehr junge Leute für den Beruf gewonnen werden.
Mit der Professionalisierung gehe auch ein Mehr an Verantwortung einher – erstmals erhielten die ausgebildeten Fachkräfte Rechte gegenüber Ärzten, könnten und müssten Fragen der Pflege autonom entscheiden.
Als „Wechselzirkus“ bezeichnete Nicole Benthin die vom Gesetzgeber eingeräumte Möglichkeit, auch weiterhin gesonderte Berufsabschlüsse in der Alten- und der Kinderkrankenpflege zu erlangen. Diese im Rahmen der dreijährigen Ausbildung geleistete Vertiefung sei jedoch nicht EU-weit anerkannt, so Benthin.
Finanziert werde die neue Ausbildung aus einem gemeinsamen Topf der Krankenhäuser (rund 55 Prozent), der stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste (rund 30 Prozent), des Landes Hessen (rund 8,5 Prozent) sowie der Pflegeversicherung (3,5 Prozent), erläuterte Heike Thomas vom Regierungspräsidium Gießen. Die Kosten für die Ausbildung sowie die Ausbildungsvergütung seitens der Betriebe würden damit gedeckt, so Thomas zuversichtlich.
Ein erster Schritt in Richtung mehr Kooperation ist im Schwalm-Eder-Kreis mit dem Bildungsnetzwerk Pflege der kreisweiten Pflegeschulen gegangen. Hierzu gehören: Awo-Altenpflegeschule Homberg, vitos Kurhessen, Hephata Diakonie, Asklepios und Hospital zum Heiligen Geist in Frizlar. Die Pflegeschulen sind es auch, die die notwendige Kooperation in der dualen Ausbildung koordinieren sollen, hieß es. Um Fragen eines möglichen neuen Ausbildungsverbundes zu klären, soll es im kommenden Jahr eine erneute Informationsveranstaltung geben, so der Wunsch der Teilnehmer zum Abschluss der Tagung.
Hintergrund Das Pflegeberufereformgesetz regelt ab 2020 die Pflegeausbildung neu: Die neue Ausbildung Pflegefachfrau/Pflegefachmann vereint die bisherigen Berufsausbildungen der Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege. Die duale Ausbildung mit betrieblichem und schulischem Teil dauert drei Jahre. Ebenfalls mindestens drei Jahre umfasst der neue Bachelor-Studiengang Pflege an Hochschulen. |
Bildunterschrift:
Pflegeberufe haben Zukunft: Davon waren die Veranstalter der Informationsveranstaltung in der Hephata-Akademie überzeugt. Auf dem Bild (von links) Veronika Wildemann, Ilona Seibel, Natalia Cieslar (Hephata-Akademie für soziale Berufe), Henning Pfannkuch und Sonja Weidel (Pflegestützpunkt Schwalm-Eder), Nicole Benthin (Hessisches Sozialministerium), Heike Thomas (Regierungspräsidium Gießen) und Ina Peter (Bundesamt für Familie).
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