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In dem rot-weißen Gespann fühlt er sich wohl: rechts Peter Schörghofer, Bewohner vom Haus Maranatha in Borken und Mitarbeiterin Stefanie Franke.
In dem rot-weißen Gespann fühlt er sich wohl: rechts Peter Schörghofer, Bewohner vom Haus Maranatha in Borken und Mitarbeiterin Stefanie Franke.

Pressemitteilung -

Bewohner*innen der Hephata-Einrichtung Haus Maranatha in Borken machen Motorradausflug mit Gespannfreunden Kassel-Korbach

In welchem Motorrad Peter Schörghofer in diesem Jahr mitfahren möchte, weiß der 31-Jährige ganz genau. Er steuert sofort auf das rot-weiße Gespann zu. Es ist das sechste und durch seine Farben das auffälligste der insgesamt zwölf Motorräder. Die Bikes sind in einer Reihe vor dem Haus Maranatha geparkt. Das Haus ist eine Wohneinrichtung für Menschen mit Autismus der Hephata Diakonie in Borken. Zum 18. Mal fand am vergangenen Samstag der Motorradausflug für die Bewohner*innen vom Haus Maranatha mit den Gespannfreunden Kassel-Korbach und weiteren engagierten Motorradfahrern statt. Im vergangenen Jahr musste die Fahrt coronabedingt ausfallen.

In seinen knallroten Schuhen steht Peter Schörghofer vor dem Gespann, schaut es noch einmal im Ganzen an, bevor er sich reinsetzt. Rot und Weiß: das sind Peter Schörghofers Lieblingsfarben und genau die sind es vermutlich, die ihm in diesem Moment die Sicherheit geben, die er so dringend benötigt. Peter Schörghofer ist Autist und ungewohnte Situationen außerhalb seines vertrauten Umfeldes machen ihn nervös. „Für Menschen mit Autismus sind feste Regeln wichtig, um sich ein bisschen in dem Chaos zurechtzufinden, das in ihren Köpfen herrscht“, sagt Mitarbeiterin Stefanie Franke. Sie ist es, die Peter Schörghofer an diesem Tag nicht von der Seite eicht und rechts neben dem 31-Jährigen in dem rot-weißen Gespann Platz nimmt.

„Peter fährt eigentlich immer mit. Es gab nur ein Jahr, in dem er ausgesetzt hat“, sagt sie. Als sein heutiger Fahrer von den Gespannfreunden den Motor startet und die Räder losrollen, lächelt Peter Schörghofer seiner Betreuerin kurz zu und klammert sich sofort fest an ihren Arm. Mit dem 90 PS-starken-Gespann geht es von Borken nach Stolzenbach. Eine erste scharfe Kurve und Peter Schörghofer rutscht nach rechts. Das Lächeln auf seinem Gesicht wird breiter, dann schaut er nach oben in den blauen Himmel. Dort beeindruckt ihn etwas und immer wieder deutet er Stefanie Franke mit seiner Hand, dass auch sie nach oben schauen soll.

Deuten, das ist Peter Schörghofers Art zu kommunizieren, denn er ist auch gehörlos. „Mit Gesten spricht er mit den Menschen in seinem Umfeld“, erklärt Stefanie Franke. Sie kennt ihn seit seinem Einzug in das Haus Maranatha im Jahr 2011. Das Haus für Erwachsene mit Autismus gibt es bereits seit 1996. Mehr als die Hälfte der 19 Bewohner*innen haben neben ihrer Autismus-Störung auch eine geistige Behinderung. Das sei auch der Grund, warum nicht immer alle an dem Ausflug mit den Motorrädern teilnehmen können. „Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Die Bewohner*innen entscheiden tagesaktuell, ob sie Lust auf den Ausflug haben“, erklärt Stefanie Franke. Und das ist auch eines der Leitprinzipien im Haus Maranatha: Die Bewohner*innen sollen so selbstbestimmt wie möglich leben.

Das wird auch bei der Ankunft auf dem Knüllköpfchen deutlich. Während die anderen Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen und Motorradfahrer*innen in der Gaststätte Knüll-Jause in Ruhe ihren Kaffee und Kuchen genießen, will Peter Schörghofer lieber nach draußen. Dort ist auch Detlef Kienle. Er ist der Organisator der alljährlichen Motorradtour und Vater von Daniel Kienle, ebenfalls ein Bewohner im Haus Maranatha. „Früher ist immer ein Betreuer des Hauses mit dem Motorrad zur Arbeit gefahren, sodass Daniel gespannt aus dem Fenster schaute“, erinnert sich Detlef Kienle.

Und so kam ihm die Idee in den Sinn, seinen Sohn in einem Motorradgespann mitzunehmen. Nach wenigen Anrufen wurde aus der Vater-Sohn-Fahrt schnell ein Ausflug für alle Bewohner*innen, dank der Gespannfreunde Kassel-Korbach und weiteren engagierten Motorradfahrer*innen. „Mittlerweile klappt es so gut, dass die Bewohner*innen am Ende der Ausfahrt nicht mehr aus den Gespannen aussteigen wollen“, sagt Kienle. Er sei dankbar, dass sich jedes Jahr Motorradfahrer*innen engagieren und freiwillig mitfahren. „Und für uns als Eltern, ist es wichtig unser Kind und die Bewohner*innen an diesem Tag lachen zu sehen“, so Kienle. Und das soll auch im kommenden Jahr bei der nächsten Fahrt so sein, wenn sich Peter Schörghofer vermutlich wieder für das rot-weiße Gespann entscheidet.

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