Pressemitteilung -
Hephata-Einrichtungen in Unterfranken: Michael Gutberlet in Ruhestand verabschiedet
„Es gibt nie einen Grund, aufzugeben. Ich habe immer geschaut: Wenn das eine nicht geht, geht etwas anderes.“ Einen guten Grund, nicht aufzugeben, aber aufzuhören, hat Michael Gutberlet hingegen schon: Mit 66 Jahren ist der Diplom-Sozialpädagoge und ehemalige Leiter der sozialtherapeutischen Einrichtungen der Sozialen Rehabilitation Hephatas in Unterfranken
Ende Dezember in Rente gegangen. Künftig will er sich mehr der japanischen Samurai-Kampfkunst und dem Reisen widmen.
Nicht aufgeben, weitermachen, sind Schlagwörter, die das private und berufliche Leben des 66-Jährigen prägen. „Ich bin seit 45 Jahren abstinenter Alkoholiker“, sagt Gutberlet. „Ich habe ADHS, was damals, in meiner Jugend, nicht behandelt wurde, hatte Jahre lang das Gefühl, dass mit mir was nicht stimmt. Die innere Zerrissenheit habe ich mit Alkohol bekämpft“, sagt er heute. Trotzdem hat er sein Fachabitur gemacht, eine Unter-Offizier-Laufbahn bei der Bundeswehr und zwei Studiengänge abgeschlossen.
Zunächst hat es Michael Gutberlet mit Ignorieren probiert. Er studierte Ingenieurwissenschaften, arbeitete nebenbei nachts als Maschinenführer und trank. Doch mit dem Stress nahm auch der Alkoholkonsum zu. „Meine Eltern haben mich in eine Selbsthilfegruppe geschleppt“, das brachte die Wende. Nach Entgiftung und Therapie nahm er sein Studium wieder auf, beendete es und entschloss sich dann, in eine andere Richtung zu gehen.
„Ich hatte zwei Angebote in der Chemie-Industrie, die sehr anspruchsvolle Jobs, auch im Ausland, bedeutet hätten. Dabei wäre ich nie abstinent geblieben. Da habe ich überlegt, dass ich das, was ich selbst gelernt habe, auch beruflich anwenden kann.“ So kam es zum zweiten Studium der Sozialpädagogik, später sattelte er die Ausbildung zum Transaktionsanalytiker und zum systemischen Suchttherapeuten drauf.
Seinen ersten Job hatte als Sozialpädagoge hatte er in der heutigen Salus Klinik Friedrichsdorf, einer Fachklinik für Suchttherapien in Hessen. Hier stieg er schnell zum Leiter des Sozialdiensts auf, orientierte sich dann jedoch mit Wunsch nach weiteren Perspektiven neu und wechselte 1995 zum Träger Hahnenholz e.V.. Dort wurde er stellvertretender Leiter der Fachklinik Weibersbrunn. Hier baute er auch die Adaptionseinrichtung „Haus am Leinritt“ auf. Dann kam die Zeit der Konzepte in sein Berufsleben. „Ich bin ein Mensch, der immer wieder Neues ausprobieren und denken will. Ich habe gerne Dinge entwickelt.“
Sein erstes Konzept war das für ein Pflegeheim für Menschen mit Suchterkrankung und psychischen Problemen. „Diese Menschen waren bis dato in Psychiatrien untergebracht, weil reguläre Pflegeheim mit der Pflege überfordert waren. Das Konzept war was ganz Neues mit Experimentalstatus, so was gab es in Deutschland noch nicht.“ Realisiert wurde es 1999 im „Haus am Leinritt“ in Klingenberg, mit Gutberlet als Heimleiter. Im selben Jahr konzipierte er auch die Wohn- und Trainingshilfe neu. Weitere Projekte waren in Planung, doch dann ging Hahnenholz e.V. insolvent, die Hephata Diakonie übernahm dessen Einrichtungen, unter anderem die Fachklinik Weibersbrunn und das Haus am Leinritt – und Michael Gutberlet. Sein Konzept für das Pflegeheim wurde zum Vorreiter für die späteren Einrichtungen der Sozialen Rehabilitation Hephatas in Wommen und in Breitenbach am Herzberg.
Für seinen neuen Arbeitgeber baute er das Pflegeheim „Haus am Leinritt“ weiter aus, aus ursprünglich 24 wurden im Laufe der Jahre 35 Plätze. Hinzu kam der Umzug und Ausbau der Wohn- und Trainingshilfe mit sieben Plätzen im neu angemieteten „Haus Bickenbach“. Und: „Ich habe ein neues Konzept für das Betreute Wohnen verfasst und ab 2002 in neu angemieteten Wohnungen umgesetzt.“ Später kaufte Hephata das Haus in der Wilhelmsstraße 102 und das Nachbarhaus in der Wilhelmsstraße 104, die insgesamt zehn weitere Plätze im Betreuten Wohnen bedeuteten.
„Aufgrund einer gesetzlichen Regelung in Bayern, dürfen eine Heimleitung und eine Leitung der Soziotherapie, also Betreutes Wohnen und Trainingshilfe, nicht von einer Person ausgeübt werden. Irgendwann musste ich mich entscheiden“, sagt Gutberlet. Er entschied sich für die Soziotherapie. Ein Grund zum Stillstand war das nicht: „Ich habe im Geschäftsbereich das erste und einzige Konzept für eine Tagesstätte für Suchtkranke in Klingenberg entwickelt“ – mit später 20 Plätzen.
Der nächste Schritt war der Aufbau einer ehrenamtlichen Bürgerhilfe in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Klingenberg. Hier engagierten sich bis zu sechs Menschen aus der Gemeinde, unternahmen beispielsweise mit den Klient*innen Ausflüge. „Das wurde aber immer schwieriger, weil die älteren Klienten oft zu schwach waren, die jüngeren kein Interesse hatten“, so Gutberlet. Die Lösung? Ein neues Konzept – diesmal zum Thema Sport. „Ich habe mein Leben lang sehr viel Sport gemacht. Studien zeigen, dass Mobilisierung auch bei Suchterkrankungen effizient ist und bei der Abstinenz hilft.“ Also entwickelte Gutberlet 2012 ein gestaffeltes Programm, das Sportarten wie Dart, Tischkicker, aber auch Badminton, Tischtennis und Volleyball beinhaltete, die auch in Turnieren ausgetragen wurden.
Sein bislang letztes Konzept wurde schließlich das für einen regionalen Berufsbildungsbereich mit drei Gewerken. Aufgrund der schwierigen Entwicklung in der Region Unterfranken konnte dies jedoch nicht umgesetzt werden: 2023 verkaufte Hephata das „Haus am Leinritt“. „Ich habe im darauffolgenden Jahr ernste gesundheitliche Probleme bekommen und dann entschieden, Ende des Jahres aufzuhören.“
Welche Konzepte hat er jetzt für den Ruhestand? „Nächstes Jahr will ich die Meisterprüfung als Samurai ablegen. Dann möchten meine Frau und ich zusammen wandern und reisen. Es stehen noch einige Fern- und Fahrradreisen aus.“ Außerdem gilt es, das amerikanische Englisch zu verbessern und Japanisch zu lernen. „Momentan habe ich aber wenig Lust, mich fest zu binden. Die Freiheit zu haben, wenn uns etwas gefällt, länger zu bleiben oder Pläne zu ändern, möchte ich nicht missen.“
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Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)
In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in Förderschulen und der beruflichen Bildung. In unserer Tochtergesellschaft Hephata soziale Dienste und Einrichtungen gGmbH (hsde) bieten wir zudem an mehreren Standorten ambulante und stationäre Hilfen für Seniorinnen und Senioren an.
Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.
Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.