Pressemitteilung -
Christel Östreich verabschiedet sich in den Ruhestand
Das Marta-Mertz-Haus und Christel Östreich. Christel Östreich und das Marta-Mertz-Haus – kaum zu glauben, ab er ja - künftig wird der Gleichklang seltener zu hören sein: Die Diplom-Sozialarbeiterin ist nach 34 Jahren als Leiterin und 43 Jahren als Mitarbeiterin des Marta-Mertz-Hauses (MMH) im Januar in Rente gegangen.
„Meine Arbeit hat mir immer Spaß gemacht, hat sich immer weiter entwickelt. Ich war mit meiner Arbeit eng verbunden“, so Christel Östreich (66). Aus diesem Grund ging sie auch im vergangenen Februar nicht in Rente, als sie es eigentlich schon gekonnt hätte, sondern hing zehn Monate dran. „Ich konnte einfach noch nicht gehen. Es war richtig, verlängert zu haben. Es ist jetzt aber auch richtig, zu gehen.“
Christel Östreich erlebte in ihrer Zeit als Einrichtungsleiterin so einige Chef-, Paradigmen-, Konzept- und Abrechnungswechsel. Ihr Credo für die sozialtherapeutische Wohneinrichtung zur sozialen und beruflichen Rehabilitation von maximal 40 alkohol- und/oder medikamentenabhängigen Menschen blieb das gleiche: „Meine oberste Prämisse war es immer, eine wertschätzende Beziehung zu den Bewohnerinnen und Bewohnern, zu meinem Team, zu haben.“
Dazu zählte beispielsweise das gemeinsame Mittagessen von Mitarbeitenden und Klient*innen im Speisesaal des Hauses, das gemeinsame Wichteln in der Adventszeit und die Weihnachtsfeier an Heiligabend oder auch Ferienfreizeiten, unter anderem auf Sylt. „Wir haben eine erfolgreiche Betreuungsarbeit geleistet, weil wir immer einen guten Kontakt hatten. Das MMH hat auch heute noch hessenweit einen guten Ruf. Da bin ich sehr stolz drauf.“
Dabei war das MMH kein Selbstläufer, sondern ein deutschlandweit einmaliges Modellprojekt für Nachsorge. Es bietet Wohnen, WfbM und Tagesstruktur, auch getrennt voneinander, unter einem Dach. Die Idee für die Einrichtung hatte der gemeinnützige Verein für Suchtkrankenhilfe Freundeskreis Treysa, heute Freundeskreis Schwalm e.V., eine Initiative, die ab Mitte der 1960er-Jahre Betroffene auffangen und stabilisieren wollte.
„Das Marta-Mertz-Haus war die erste sozialtherapeutische Nachsorgeeinrichtung der BRD. Ich habe zu der Zeit in Fulda Soziale Arbeit studiert, mein Professor übernahm die wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts, ich habe mein Jahrespraktikum hier gemacht, 1982 eine Stelle als Sozialarbeiterin bekommen, die Zusatzausbildung Sozialtherapie absolviert und bin geblieben.“
Dann übernahm Hephata 1990 das MMH und andere Einrichtungen des Vereins, darunter auch die Batzenmühle, den Zechenhof und das Herzberghaus – und Christel Östreich die Leitung des MMH. Damit einher ging die Mitarbeite unter anderem bei der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen e.V., der Arbeitsgemeinschaft Freundeskreise und ab 2005 auch in der Mitgliederversammlung der Hephata Diakonie.
„Meine Aufgaben wurden nie langweilig. Bei 40 Bewohnerinnen und Bewohnern sowie 20 Mitarbeitenden ging es um Management, Budgetverantwortung, Personalführung, Betreuungsarbeit, aber auch Qualitätsmanagement, Berufsgenossenschaft, Instandhaltung und Arbeitssicherheit – ich kenne im Marta-Mertz-Haus jede Steckdose, hatte immer Hammer, Zange und Zollstock im Schreibtisch.“
Unter ihrer Leitung wurde im MMH die Winterwerkstatt ins Lebens gerufen und Mitglied der Kunstgefährten AG im Diakonischen Werk, wurden die beiden Sommerfeste der gegenüberliegenden Evangelischen Kindertagestätte Auf der Baus und des MMH zusammengelegt und im Laufe der Jahre zu einem großen Stadtteilfest. Der Schachclub der Schwalm kam sonntags zu seinen Turnieren ins Haus, Kindergeburtstage und Wohngruppen mieteten die hauseigene Kegelbahn und tranken im Café des MMH Kaffee. In Scharen kamen die Menschen an Wahlsonntagen ins Haus, das dann als Wahllokal Nummer 9 diente. „All das hat dafür gesorgt, dass Menschen auch zu uns und mit uns in Kontakt gekommen sind.“
Die letzten zehn Monate haben Christel Östreich vor viele Herausforderungen gestellt. „Die Leistungsabrechnung muss nun in Minuten umgesetzt werden, die Digitalisierung hat noch mehr Einzug gehalten. Ein neues Zeitalter hat begonnen, das sollen jetzt Jüngere machen. Ich kann meine Aufgaben beruhigt an meine Nachfolgerin übergeben. “
Und wie geht es für sie selbst weiter? „Ich brauche erstmal eine Auszeit, will wie im Urlaub leben. Ich reise und wandere gerne, habe viele soziale Kontakte, das werde ich wieder mehr aufleben lassen.“ Die 66-Jährige war bereits schon mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis Peking unterwegs, in Australien, Armenien und Georgien, hat die Wasserstraßen von St. Petersburg bis Moskau und die Seidenstraße bereist. „Das macht mir einfach Spaß.“ Dann ist sie viel angefragt worden, sich ehrenamtlich zu engagieren. Ihre kommunalpolitische Tätigkeit für die SPD und als Wahlvorsteherin wird sie ebenfalls weiter ausüben: „Ich war 21 Jahre im Ortsbeirat Treysa aktiv, davon 15 Jahre als Ortsvorsteherin.“ Nächsten Monat bekommt sie den Ehrenbrief des Landes Hessen für ihr Engagement im Ehrenamt verliehen.
„Auch in meiner Freizeit werden die Worte von Wilhelm von Humboldt die größte Rolle spielen: „Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.“
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Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)
In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in Förderschulen und der beruflichen Bildung. In unserer Tochtergesellschaft Hephata soziale Dienste und Einrichtungen gGmbH (hsde) bieten wir zudem an mehreren Standorten ambulante und stationäre Hilfen für Seniorinnen und Senioren an.
Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.
Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.