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Die Bildunterschrift finden Sie unter dem Artikel.
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Pressemitteilung -

Ein Hafen auf Zeit: Neue inklusive Inobhutnahme-Wohngruppe in Kassel

Ein sicherer Hafen, in dem man für eine Weile Schutz vor der rauen See sucht, verweilt, Energie tankt, dann aber auch wieder ablegt. Das will die neue inklusive Inobhutnahme-Wohngruppe der Hephata-Jugendhilfe in Kassel-Harleshausen sein. Das Wohnangebot für acht Kinder und Jugendliche von sechs bis 15 Jahren, mit und ohne Behinderungen, öffnet Ende des Jahres.

„Eine Inobhutnahme bedeutet immer auch eine akute Krisensituation“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Daniela Seidemann-Schawer, pädagogische Leiterin der Hephata-Jugendhilfe-Nord. Sie zeichnet konzeptionell mit verantwortlich für das neue Angebot. Es ist das zweite dieser Art der Jugendhilfe-Nord. „Wir haben in den vergangenen Monaten von den Jugendämtern eine verstärkte Nachfrage für Inobhutnahme-Angebote für Kinder mit Behinderungen gehabt. Bisher konnten wir in Einzelfällen helfen, wollen jetzt aber einen Schritt weiter gehen und es als Regelangebot ermöglichen, für Mädchen und Jungen, egal, ob mit oder ohne Behinderungen.“

Die neue inklusive Inobhutnahme-Wohngruppe nimmt Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet auf. Sie bietet Platz für vier Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ohne Behinderungen sowie vier Kinder zwischen sechs und 15 Jahren mit Behinderungen. Im Haus gibt es ausschließlich Einzelzimmer, eine Gemeinschafts-Küche und ein Gemeinschafts-Wohnzimmer sowie einen Garten. Mindestens ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin ist rund um die Uhr im Haus.

Die meisten Kinder und Jugendlichen kommen in Obhut, weil das Jugendamt ihr Wohl in ihrer Ursprungsfamilie in Gefahr sieht. Aber auch, weil sie in anderen Einrichtungen der Jugendhilfe nicht zurechtkommen oder sie auf der Straße aufgegriffen werden. Sie befinden sich oft in einem emotionalen Ausnahmezustand, haben beispielsweise Erfahrungen mit Bindungsabbrüchen, Gewalt und Vernachlässigung machen müssen. Die Inobhutnahme-Wohngruppe ist für sie eine Zuflucht auf Zeit, die meisten werden zwischen einer Woche und einem Jahr bleiben, bevor sie wieder in ihre Familie zurückkehren oder in ein langfristigeres Wohnangebot ziehen können.

„Die Inobhutnahme ist das schärfste Schwert der Jugendhilfe in Deutschland, weil sie einen massiven Grundrechteeingriff für Kinder und Eltern bedeutet. Dritte haben die Entscheidung getroffen, nicht die Kinder selbst, dass sie hierher kommen“, sagt Diplom-Erziehungswissenschaftler Lothar Eberhardt, Geschäftsbereichsleiter der Hephata-Jugendhilfe. „Für eine Inobhutnahme und damit Herausnahme eines Kindes aus dem ihm bekannten Umfeld, muss das Wohl des Kindes gefährdet sein. Für Außenstehende mag es absurd klingen, dass die Herausnahme eines Kindes aus einer Krise wiederum selbst eine Krise darstellt oder darstellen kann. Die Kinder sind in der Regel traumatisiert, in einem Ausnahmezustand. Sie aufzufangen und zu stabilisieren, ist Aufgabe einer Inobhutnahme“, so Eberhardt.

Der Alltag ist nicht so planbar wie in einer regulären Wohngruppe. „Jeder Tag ist anders. Die Mitarbeiter*innen kennen die Ausgangslagen der Kinder und Jugendlichen nicht so gut, viele tragen einen großen Rucksack an Problemen mit sich“, so Seidemann-Schawer. Sie und ihre Kolleg*innen bieten neben einem geregelten Tagesablauf mit gemeinsamen Mahlzeiten, auch Gesprächsangebote und pädagogische Unterstützung. Wenn möglich, besuchen die Kinder und Jugendlichen Kitas, Regel- oder Förderschulen in der Umgebung. „Für einige ist das nicht möglich oder sinnvoll und gilt es zunächst, eine eigene Struktur aufzubauen.“

Die Mitarbeiter*innen selbst arbeiten in einer Struktur mit einem höheren Personalschlüssel als in anderen Angeboten und mehr Fachberatungsstunden mit Blick auf Fallbesprechungen und Reflexion. Ein Viertel des Teams hat sich aus anderen Einrichtungen der Hephata-Jugendhilfe beworben, die meisten sind neue Kolleg*innen verschiedener Professionen. „Wir suchen aktuell noch eine oder einen Kinderkrankenpfleger*in, ansonsten hat sich das Team schon gut gefunden und freut sich darauf, dass es bald losgeht“, so Daniela Seidemann-Schawer.

  • Nähere Informationen bei: Daniela Seidemann-Schawer, unter Tel.: 0561 766190182 und E-Mail: daniela.seidemann@hephata.de

BU: Freuen sich über die baldige Eröffnung (v. l.): Sabine Hase (Gruppenleitung), Janis Köthe (stellv. Gruppenleitung), Jannik Hübner (Abteilungsleitung Allgemeine Soziale Dienste, Jugendamt Kassel), Lothar Eberhardt (Geschäftsbereichsleitung Hephata-Jugendhilfe), Julia Heinemann (Heimaufsicht, Jugendamt Kassel), Daniela Seidemann-Schawer (pädagogische Leiterin der Hephata-Jugendhilfe-Nord) und Patrick Prolingheuer (Finanzkoordinator, Jugendamt Kassel). (Foto: Hephata-Archiv/Lucas Heinisch)

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Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)

In evangelischer Tradition arbeiten wir in der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, in der Rehabilitation Suchtkranker, in Psychiatrie und Neurologie, in der Heilpädagogik, der Wohnungslosenhilfe, in Förderschulen und der beruflichen Bildung. In unserer Tochtergesellschaft Hephata soziale Dienste und Einrichtungen gGmbH (hsde) bieten wir zudem an mehreren Standorten ambulante und stationäre Hilfen für Seniorinnen und Senioren an.

Wir bilden Mitarbeitende für verschiedene Berufe der sozialen und pflegerischen Arbeit, auch in Kooperation mit der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, aus. Wir legen Wert auf eine theologisch-diakonische Qualifikation.

Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.

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Johannes Fuhr

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Melanie Schmitt

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