Pressemitteilung -
Horizont erweitert auf dem Feierabendmarkt
In Catering-Uniform oder Anzug erscheint Frank Schiller normalerweise zur Arbeit. Beim letzten Alsfelder Feierabendmarkt dieser Saison stand er in Fleeceweste und Poloshirt am Grill. Der Serviceleiter der Hessischen Landesvertretung (HLV) in Berlin nahm mit der Hephata Diakonie an der Aktion „Schichtwechsel“ teil.
Bei der bundesweiten Aktion tauschen Menschen mit und ohne Behinderungen für einen Tag ihre Arbeitsplätze. Natalija Smirnova, Klientin der Hephata-Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) in Alsfeld, hatte am 10. Oktober den Auftakt gemacht und war nach Berlin gereist. Den Weg dorthin sind Klient*innen und Mitarbeiter*innen der Hephata-WfbM in Alsfeld schon des Öfteren gefahren: Auch in diesem Jahr haben sie beim Hessenfest der HLV zum Catering gegrillte Bio-Curry-Würste beigetragen. Im Zuge der Vorbereitungen war bei Natalija Smirnova die Frage aufgekommen, was die HLV eigentlich so macht.
In Begleitung von Monika Ben Hassine, WfbM-Betriebsleiterin Alsfeld, konnte sie einen Tag Antworten sammeln, an einer Sitzung des Bundestages und einer exklusiven Führung teilnehmen sowie in zwei Arbeitsbereiche hineinschnuppern. Einer davon war der von Serviceleiter Frank Schiller. Er betreut Veranstaltungen und Meetings in der Hessischen Landesvertretung. Natalija Smirnova war zunächst Teilnehmerin der Teamsitzung für die Planung der Veranstaltungen der nächsten Woche. Danach ging es in die Praxis: Wie lege ich eine Tischdecke akkurat auf? Und wie ordne ich das Gedeck an? Am Ende des Tages war Natalija Smirnova begeistert und freute sich darauf, beim Gegenbesuch ihren Arbeitsbereich, Möbelbau in der Schreinerei am Herzberg, Imbiss und Verwaltungsarbeit in der WfbM in Alsfeld, vorzustellen.
Dafür ging es morgens um 9 Uhr zunächst in die WfbM in Alsfeld, danach in die Holz-WfbM in Breitenbach am Herzberg und dann ins Herzberghaus, einer sozialtherapeutischen Einrichtung zur sozialen und beruflichen Rehabilitation von alkohol- und/oder medikamentenabhängigen Erwachsenen. Der Nachmittag galt dem Feierabendmarkt in Alsfeld, auf dem die WfbM mit einem Imbisswagen präsent ist, Grill-Würste und Pommes verkauft.
„Die beiden Tage in Berlin und Alsfeld haben meinen Blick auf Menschen mit Behinderungen und Suchtproblemen verändert“, so Frank Schiller. Als die HLV Mitarbeiter*innen suchte, die an dem Tausch teilnehmen wollten, war er zwar sofort interessiert, fragte sich aber auch, wie das wohl laufen würde: „Die HLV hat zum ersten Mal an der Aktion „Schichtwechsel“ teilgenommen. Als ich wusste, ich tausche mit einem Menschen mit Behinderung, habe ich gedacht, ich muss vielleicht vorsichtig sein, mit dem, was ich sage, kann vielleicht auch nicht alle wichtigen Inhalte transportieren. Aber das war gar nicht nötig. Und selbst habe ich auch viel mitgenommen.“
Das war auch eine Motivation für die Teilnahme des gelernten Restaurant-Meisters: „Wir haben vor einigen Wochen die Veranstaltungsplanung für 2025 entworfen. Unter anderem werde ich da auch für die Versorgung von jugendlichen Gästen mit Behinderungen zuständig sein. Ich dachte, das passt, vielleicht kann ich was dazulernen und habe mich beworben.“ Neben der freundlichen und menschlichen Atmosphäre, beeindruckten ihn auch die Arbeiten in der Holz-WfbM in Breitenbach. „Die Menschen basteln nicht irgendwas zusammen, das nicht gebraucht wird. Ich wusste gar nicht, dass Griffe für Korkenzieher hier gedrechselt werden können.“ Gerne wäre Frank Schiller länger geblieben: „Ich hätte gerne mit dem ein oder anderen noch ausführlicher gesprochen. Der Tag war aber auch so sinnvoll und nachhaltig.“
Das sieht auch Natalija Smirnova so: „Ich bin stolz, dass ich Herrn Schiller begleiten durfte und auch alles zeigen konnte. Meine Erwartungen wurden übertroffen. Ich habe von ihm in Berlin ein Muster für einen Ablaufplan bekommen, mit dem er Gastro-Veranstaltungen vorbereitet. Den habe ich jetzt schon bei uns ausprobiert und abgewandelt, zum Beispiel wenn es um das Eindecken des Tisches geht.“ Die praktischen und menschlichen Zugewinne hallen bei beiden nach. Frank Schiller: „Frau Smirnova wird sich vermutlich nie auf einen Job in der Hessischen Landesvertretung bewerben. Genauso wenig, wie ich nicht eine Tischler-Ausbildung machen werde. Aber die Aktion hat unseren Horizont trotzdem erweitert und wirkt nach. Wir werden unseren Kollegen und Freunden davon erzählen. Das ist einfach ein gutes und wichtiges Thema, über das nicht genug gesprochen werden kann.“
Hintergrund: Der „Aktionstag Schichtwechsel“ wurde von der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e.V. (BAG Werkstatt) ins Leben gerufen. Das Ziel: Vorurteile abbauen und Menschen mit und ohne Behinderungen auch beim Thema Arbeit einander näher bringen. In diesem Jahr fand der Aktionstag am 10. Oktober statt. Rund 4.200 Menschen - mehr als 2.400 Werkstattbeschäftigte mit Behinderungen und rund 1.800 Mitarbeitende aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes - tauschten dabei ihre Arbeitsplätze. Da die beiden Tauschpartnerinnen, die Hessische Landesvertretung in Berlin und die Hephata Diakonie, räumlich weit voneinander entfernt sind, wurde der Tausch auf zwei Tage aufgeteilt.
BU Hephata Diakonie Schichtwechsel: Heiko Otto und Natalija Smirnova, Klient*innen der Hephata Diakonie (von links), mit dem Serviceleiter der Hessischen Landesvertretung in Berlin, Frank Schiller (Mitte), im Imbisswagen der Hephata Diakonie auf dem Feierabendmarkt in Alsfeld.
BU Hephata Diakonie Schichtwechsel I: Heiko Otto (hinten), Frank Schiller (links) und Vitali Glock, Mitarbeiter der Hephata Diakonie, fachsimpeln über die Ausstattung des Imbisswagens der Hephata Diakonie.
BU Hephata Diakonie Schichtwechsel II: Natalija Smirnova, Klientin der Hephata Diakonie (links), und Frank Schiller hatten im Imbisswagen der Hephata Diakonie auf dem Alsfelder Feierabendmarkt alle Hände voll zu tun.
Fotos: Hephata-Archiv/Melanie Schmitt
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Hephata engagiert sich als diakonisches Unternehmen seit 1901 in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins für Menschen, die Unterstützung brauchen, gleich welchen Alters, Glaubens oder welcher Nationalität. Wir sind Mitglied im Diakonischen Werk. Hinter unserem Unternehmensnamen steht ein biblisches Hoffnungsbild: während Jesus einen Mann heilt, der taub und stumm ist, spricht er das Wort „Hephata“. (Markus 7, 32-37)
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Hephata Diakonie beschäftigt aktuell mehr als 3.000 Mitarbeitende. Sie arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern, sind gut qualifiziert und entwickeln die Leistungsangebote zukunftsorientiert weiter. Diakone und Diakoninnen und Interessierte organisieren sich in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata.
Hephata Diakonie ist in Hessen und angrenzenden Bundesländern tätig. Der Sitz unseres Unternehmens ist seit Beginn in Schwalmstadt-Treysa.